Na, wie ist es dir beim Gedankenspiel ergangen? Ganz schön nützlich so ein Fahrrad, findest du nicht?
Genau das haben sich die Gründer des Programms „Bike to school“ auch gedacht.
In ländlichen Gegenden Afrikas kennen sehr viele Kinder und Jugendliche das Privileg eines kurzen Schulwegs nicht. Wenn ein Kind die Möglichkeit auf Bildung hat, sind die Schulen oft Kilometer weit entfernt. Während der durchschnittliche Schulweg in der Schweiz 12 Minuten beträgt, sind das in Subsahara-Afrika gerne mal 1-2 Stunden. Um Abhilfe zu schaffen und Bildung für alle zugänglicher zu machen, stattet das Programm „Bike to school“ Kinder und Jugendliche, die lange Schulwege haben und aus besonders ärmlichen Verhältnissen stammen, mit vergünstigten oder vereinzelt sogar gratis Velos aus. Ausserdem übernimmt das Programm die Instandhaltungskosten dieser Velos, indem Velomechaniker*Innen regelmäßig teilnehmende Schulen besuchen und die Velos während der Unterrichtszeit reparieren.
Der Impakt auf das Leben der Menschen ?
Eine im Rahmen einer Masterarbeit durchgeführte Umfrage im ländlichen Tansania ergab, dass ein Velo zahlreiche Aspekte des alltäglichen Lebens positiv verändert:
Vorteile von Velos1 in ländlichen Regionen Tansania
- Zeitgewinn: Schüler*innen sparen dank einem Velo täglich bis zu zwei Stunden Wegzeit.
- Lernen und Hausarbeit: Die gewonnene Zeit nutzen die Schüler*innen für Familienarbeit und zum Lernen. Das verbessert ihre Chancen für einen erfolgreichen Schulabschluss.
- Weniger Angst vor Übergriffen: Die Schüler*innen fühlen sich mit einem Velo sicherer auf dem Schulweg, das gilt insbesondere für Mädchen.
- Bessere Schulleistungen: Die Schüler*innen kommen pünktlich zum Unterricht und verpassen weniger Schulstoff. Sie sind ausgeruhter als nach einem langen Fussmarsch und können sich besser konzentrieren.
- Sharing is caring: Das Velo kann von weiteren Familienmitgliedern genutzt werden. Im Durchschnitt wird jedes Velafrica-Velo von drei bis fünf Personen verwendet.
- Budget entlasten: Familien sparen Geld für Busfahrten.
Hinter dem „Bike to School“ Programm steckt die schweizerische Organisation Velafrica. Velafrica sammelt seit 1993 ausgemusterte Velos und verschifft sie zu Partnerunternehmen in Tansania, Burkina Faso, Madagaskar, Südafrika, Elfenbeinküste, Ghana und Gambia. So gelangen pro Jahr rund 50 Schiffscontainer mit über 20’000 aufbereiteten und fahrtüchtigen Schweizer Velos nach Afrika. Neben Schulbildung erleichtern die Velos den Zugang zu medizinischen Einrichtungen und Arbeitsplätzen und machen den Transport von schweren Lasten einfacher.
Nebst der Mobilität fördert Velafrica den Aufbau von Velowerkstätten und die Ausbildung von Mechaniker*innen. Es entstehen Arbeitsplätze und Einkommensmöglichkeiten in der Velomontage, in der Reparatur und im Vertrieb. In der Schweiz arbeitet Velafrica mit Institutionen im Massnahmenvollzug und sozialen Einrichtungen zusammen, die Erwerbslose und Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen. So wird Integrationsarbeit erfolgreich mit Entwicklungszusammenarbeit verbunden.
Die Nachfrage nach guten Recyclingvelos aus der Schweiz ist ungebrochen gross. Mountainbikes sind für Spenden besonders beliebt, da die Strassen oft ungeteert sind. Velafrica nimmt jedoch alle Typen von Velos entgegen und auch einzelne Komponenten können als Ersatzteile verwendet werden. Inzwischen können Velos schweizweit an 40 Sammelstellen abgegeben werden. Auch Geldspenden an Velafrica sind möglich; diese fliessen in Berufsbildungsprogramme für Velomechaniker*Innen vor Ort, Veloreparaturen sowie die vergünstigte Abgabe von Velos an Kinder und Jugendliche aus besonders ärmlichen Verhältnissen.